Bauen an anspruchsvoller Lage

Das Projekt Reussinsel III in Luzern ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie es in einem anspruchsvollen baulichen Umfeld gelingt, Bauprojekte erfolgreich zu realisieren.

Mit dem Projekt Reussinsel III in Luzern baut die p-4 AG bis im Sommer 2024 ein Wohnhaus mit 64 Mietwohnungen. Das Grundstück liegt eingebettet zwischen den Bahngeleisen und der Reuss. Die Fahrleitungen der SBB befinden sich nur wenige Meter entfernt. Die Geleise und die Baustelle werden durch eine schmale, vielbefahrene Durchfahrtsstrasse getrennt. Das Gebäude wird unmittelbar neben dem Flussufer realisiert.

Bauausführung nahe der Bahngeleise
Der geringe Abstand zum SBB-Geleise kann vor allem während den Phasen des Abbruchs, des Aushubs und der Baumeisterarbeiten anspruchsvoll werden. Alle Fahrzeuge, Kräne und Baugerüste in der Nähe der unter Spannung stehenden Fahrleitungen müssen geerdet werden. Die begrenzten Schwenkbereiche der Kräne stellen sicher, dass nicht zu nah an die Fahrleitungen manövriert wird. Ein guter Austausch mit der SBB ist wichtig, um die strengen Vorgaben umzusetzen. Beim Stellen der Kräne waren beispielsweise die Sicherheitsverantwortlichen der SBB vor Ort, um die Situation zu überwachen.

  • Web News 22
    Die Baustelle Reussinsel III im Mai 2023

Bauen am Wasser im Einklang mit der Natur
Zum Gesamtprojekt der Überbauung Reussinsel III gehört das Teilprojekt der Neugestaltung des Reussufers. Die Stadt Luzern will die bestehende Attraktivität für die Naherholung fortführen. Die Flussfische und der Wasserstand spielten eine grosse Rolle bei der Terminierung dieser Arbeiten am Fliessgewässer. Um die Laichzeiten der Flussfische zu schützen, sind Bauarbeiten im Uferbereich nur über die Wintermonate möglich. Der tiefere Wasserstand der Reuss diente der Ausführung dieser Arbeiten. Die Koordination und Planung des Uferbaus wurden darauf abgestimmt und dem Baubeginn des Wohnhauses vorgezogen. Die Schlussgestaltung des Uferweges erfolgt zum Bauende des Wohnhauses zusammen mit den Umgebungsarbeiten.

Konzept zum Schutz der Fische
Mit der natürlichen Einfuhr von kaltem Wasser durch den nahe gelegenen Zulauf des Krienbachkanals erweist sich der Standort als optimale Laichzone für die Fische. Zusätzlich platzierte Steininseln und befestigte Baumstämme innerhalb der Reuss sorgen für eine Verwirbelung des Wassers und die Beschattung des Lebensraums der Fische. Des Weiteren sah das Konzept zu deren Schutz vor, Unterstände und Rückzugsmöglichkeiten an den Ufermauern zu schaffen. Bei den unteren Blocksteinen wurden deshalb sechs grosse Höhlen gebaut. Zudem wurden die Steine teilweise zurückversetzt platziert, damit überdachte Fischunterstände entstanden. Da an dieser Stelle der Reuss während der Bauzeit Wasserproben entnommen werden, wird dem Amt für Fischerei während der Realisierung ein Zugang zum Reussufer gewährleistet.

Zufahrt trifft auf hoch frequentierten Veloweg
Zwischen dem Baugelände und der Bahnlinie liegt eine Hauptverkehrsachse für den Zweiradverkehr. Diese schmale Strasse wird täglich von hunderten Fahrrad- und E-Bike-Fahrer:innen genutzt und dient zudem als Zufahrtsstrasse für die Anwohner:innen. Über diese Strasse werden auch alle An- und Abtransporte für die Baustelle getätigt. Lastwagen können aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse nicht wenden und müssen auf dieser viel befahrenen Strasse rückwärtsfahren. Während den gesamten Aushubarbeiten waren Verkehrslotsen vor Ort. Im Austausch mit der Stadt Luzern wurden Massnahmen getroffen, um auf die Baustelle aufmerksam zu machen. Verschiedene Tafeln und Bodenmarkierungen fordern die Velofahrer:innen auf, in dieser Zone langsamer zu fahren.

  • DJI 0608
    Hauptverkehrsachse für den Zweiradverkehr

Logistik auf kleinem Raum
Die beschränkten Platzverhältnisse erfordern eine gute Koordination der Materialanlieferungen. Besonders während den Innenausbauarbeiten müssen diese logistisch äusserst genau aufeinander abgestimmt werden. Es gibt nur eine geringe Anzahl Parkplätze für Unternehmer. Bis Rohbauvollendung kann ein Kiesplatz benutzt werden, welcher später durch die Stadt Luzern zu einem Spielplatz umgestaltet wird.

Grundwasser und Gewässerverschmutzungen
Das Untergeschoss des Wohnhauses befindet sich unter dem Wasserspiegel der Reuss. Der Grundwasserspiegel wurde im Bereich der Baugrube mit Pumpen abgesenkt. Das Wasser wurde anschliessend in ein Absetzbecken sowie in eine Neutralisationsanlage geführt. Nach der Neutralisation des Wassers sinkt der pH-Wert, und das Wasser kann via Kanalisation in den Vorfluter abgeleitet werden. Auf keinen Fall dürfen bauliche Substanzen oder verunreinigtes Wasser in das Gewässer gelangen und dieses verschmutzen. Deshalb ist es wichtig, auf der Baustelle entsprechende Schutz- und Kontrollmassnahmen zu treffen wie das regelmässige Beobachten des Vorfluters, das tägliche Messen des pH-Wertes nach der Neutralisation des Wassers oder das Sperren von Meteorleitungen.

  • ARL 3701 RI3 Aussenvisualisierung reussseitig
    Visualisierung Wohnhaus Reussinsel III

Mehrwert durch Projektoptimierung

Das frühzeitige Erkennen von Optimierungen führte auch bei diesem Projekt zu Kosteneinsparungen für die Bauherrschaft und somit zu einem Mehrwert. So konnte in der Phase der Auftragsanalyse eine Optimierung durch den Systemwechsel von Pfahlfundation auf Flachfundation erzielt und damit aufwendige Pfählungsarbeiten im Grundwasser vermieden werden.

Facts zum Projekt Reussinsel III in Luzern

Projekt: Wohnhaus mit 64 Mietwohnungen mit 2½ bis 5½ Zimmern, Einstellhalle mit 41 Parkplätzen
Bauherrschaft: AXA Investment Manager Schweiz AG als Fondsleitung der AXA Immovation Residential, Zürich
Realisierung: Oktober 2021 bis August 2024
Leistungen p-4 AG: Totalunternehmung, Projekt- und Bauleitung